die Vorfreude auf das 3. Romberg Festival ist groß, und ich freue mich, Sie erneut auf eine musikalische Reise durch die Zeit einzuladen. Unser diesjähriges Programm vereint bekannte Meisterwerke mit aufregenden neuen Klängen und bringt internationale Künstlerinnen und Künstler zusammen, die die musikalische Vielfalt der Romberg-Tradition lebendig werden lassen.
Im Mittelpunkt des Festivals stehen kammermusikalische Werke der beiden Cousins Bernhard und Andreas Romberg. Besonders freue ich mich auf unser Konzert in Münster im historischen Schloss Erbdrostenhof am Freitag, den 4. Juli, wo wir unter anderem das Klavierquartett von Andreas Romberg präsentieren werden.
Ein Highlight des diesjährigen Festivals ist unser Composer in Residence 2025, die renommierte österreichische Komponistin Johanna Doderer. Mit ihrer einzigartigen Tonsprache schlägt sie Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ihre Werke, darunter eine Uraufführung speziell für das Festival, setzen starke künstlerische Impulse und bereichern unser Programm mit einer zeitgenössischen Perspektive.
Im Namen unseres großartigen Freundeskreises, des Harkottener Fördervereins e.V., und Ihnen, unserem geschätzten Publikum, danke ich herzlich für die großzügige Unterstützung. Ohne Ihre Treue und Begeisterung wäre unser Festival in dieser Form nicht möglich.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen beim Harkottener Romberg Festival für wundervolle Musik, interessante Gespräche und Begegnungen mit Ihnen und unseren Künstlern.
Ihr Konstantin Manaev
Über die Rombergs
Wunderkinder & Virtuosen
Von Expert:innen international geschätzt, beim Publikum jedoch nahezu unbekannt, sind sie absolut entdeckenswert, zwei Streicher und ein Flötist aus Westfalen, die zu ihrer Zeit europaweit tourten und dafür einen Großteil ihrer Repertoires selber komponierten, erst Wunderkinder, dann Virtuosen.
Bernhard und Andreas Romberg – Friedrich Anton von Korff
Der Cellist Bernhard Romberg (1767 Dinklage – 1841 Hamburg) und sein Cousin, der Geiger Andreas Romberg (1767 Vechta – 1821 Gotha), in Münster und weithin früh als „Wunderkinder“ gefeiert, später Quartettpartner Beethovens und Mitglieder angesehener Orchester, machten sich in ganz Europa als Virtuosen einen Namen.
Friedrich Anton von Korff (1775–1836) war mit ihnen bekannt. Der kunstsinnige „Rittergutsbesitzer“ und hohe Beamte in französischen und preußischen Diensten und seine Frau bauten das klassizistische Herrenhaus Harkotten-von Korff in Füchtorf und lebten mit ihrer Familie dort.
Streicher:innen auf der ganzen Welt kennen Bernhard und Andreas Rombergs Kompositionen, die, bis auf wenige unedierte, seit den 1990er Jahren eine Renaissance erleben. Die Vettern schrieben Konzerte für Orchester, Solo- und Kammermusiken. Andreas stellt man im 19. Jahrhundert Haydn, Mozart, Beethoven gleich. Werke von beiden sind in der Tat so qualitätvoll, dass es sich lohnt, sie zum Ausgangspunkt farbiger Konzertprogramme zu machen.
Bernhard Romberg
Bernhard Romberg, 1767 geboren, wurden schon in jungen Jahren als musikalisches Wunderkind gefeiert.
Er repräsentierte eine Familie, die das musikalische Leben in Münster über mehrere Generationen hin maßgeblich prägte. Erste Tourneen führten den Cello-Virtuosen noch im Kindesalter nach Amsterdam, Frankfurt und Paris, wo er den Größten seiner Zunft vorgestellt und zu weiteren Konzerten eingeladen wurde.
Er war Mitglied der Münsterischen und später der berühmten Bonner Hofkapelle, der auch sein Freund Beethoven angehörte. Mit dem von ihm hochgeschätzten Joseph Haydn wurde er später in Wien näher bekannt. Rombergs wichtigste Wirkungsstätten waren Hamburg, Paris, wo er am Konversatorium unterrichtete, und Berlin. Dort hatte er im Umfeld des Königshauses den Rang eines Hofkapellmeisters inne. Mehrere Jahre lebte er, von der Zarenfamilie hochgeehrt, in Russland.
Auf zahlreichen internationalen Solo-Konzertreisen wurde Romberg als bedeutendster Cellist seiner Zeit gefeiert. Er spielte in den bekanntesten Konzerthäusern seiner Zeit und vor den höchsten staatlichen und gesellschaftlichen Repräsentanten. In seiner späten Lebensphase verfasste er eine noch heute hochgeschätzte Violoncell-Schule für den Cellounterricht. Romberg komponierte Opern, Symphonien und. zahlreiche Werke für kammermusikalische Besetzungen. An der Entwicklung des Cellospiels im 19. Jahrhundert hatte er großen Anteil. Er starb 1841 in Hamburg.
Andreas Romberg
Andreas Romberg, geboren 1767, ist neben seinem Cousin Bernhard das bekannteste Mitglied der Münsterischen Musikerfamilie Romberg. Im Gegensatz zu Bernhard, der sich als Cellist europaweit einen Namen als Konzertvirtuose machte, verlegte sich Andreas bei seinem Instrument, der Geige, aufs Komponieren. In den ersten dreißig Jahren ihres Lebens verliefen die Karrieren der beiden „Brüder im Geiste“ nahezu parallel. Sie umfassen frühe Konzerte der „Wunderkinder“ unter anderem in Amsterdam und Paris, erste eigene Kompositionen, die Mitgliedschaft in der Münsterischen und später Bonner Hofkapelle, eine Anstellung am Deutschen Theater in Hamburg und musikalische Bildungsreisen in den europäischen Süden.
Ab 1799 begann Andreas Romberg, seine Werke planmäßig herauszugeben, womit er seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Dies änderte sich durch die Napoleonische Invasion, die das Musikleben Hamburgs zum Erliegen brachte. Im Frühjahr 1815 nahm Andreas eine Stellung als Konzertmeister der Hofkapelle in Gotha an, die er bis zu seinem Tod 1821 innehatte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden seine Kompositionen auf eine Stufe mit denen Haydns, Mozarts und Beethovens gestellt. Besondere Bekanntheit erlangte seine Vertonung von Friedrich Schillers Ballade „Das Lied von der Glocke“ (1808), die sich bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hinein großer Beliebtheit erfreute und ihm einen Ehrendoktor der Universität Kiel einbrachte.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zählte Romberg zu den gefragtesten und meistgespielten Komponisten Deutschlands. Nicht nur die bekanntesten deutschen Verlage druckten seine Kompositionen, auch im Ausland war er vertreten. Sein Kompositionsstil orientierte sich an zeitgenössischen Vorbildern, in erster Linie an Joseph Haydn, wobei sein musikalisches Repertoire nahezu alle musikalischen
Gattungen umfasste, vom Sololied bis zu Sinfonien und Opern.
Seine größten Erfolge erzielte er mit Streichquartetten. Bis 1825 lassen sich begeistert aufgenommene Aufführungen seiner Werke in fast allen wichtigen Musikstätten Europas nachweisen. Wie die Musik einiger seiner Zeitgenossen erlebten seine Werke seit den 1990er Jahren eine Renaissance.
Johanna Doderer –
Composer in Residence
Die Komponistin Johanna Doderer, geboren 1969 in Bregenz, zählt zu den bedeutendsten österreichischen Komponistinnen der Gegenwart. Sie studierte Komposition und Musiktheorie in Graz bei Beat Furrer sowie in Wien bei Erich Urbanner und spezialisierte sich zusätzlich auf Film- und Medienkomposition bei Klaus Peter Sattler.
Ihre Musik zeichnet sich durch eine unverwechselbare Klangsprache aus, die sich jenseits gängiger zeitgenössischer Strömungen bewegt und ihr Publikum unmittelbar berührt. Sie arbeitet seit vielen Jahren eng mit herausragenden Musikerinnen und Musikern zusammen, darunter der Cellist Konstantin Manaev, mit dem sie eine langjährige künstlerische Zusammenarbeit verbindet.
Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Bereich der Oper. Mit „Fatima, oder von den mutigen Kindern“ (2015) war sie die erste Frau, deren Auftragsoper im großen Saal der Wiener Staatsoper uraufgeführt wurde. Ihre Opern wurden u. a. am Landestheater Innsbruck, Staatstheater am Gärtnerplatz München, Theater an der Wien, Staatsoper Stuttgart und Komischen Oper Berlin aufgeführt. 2025 folgt die Uraufführung ihrer dritten Oper für das Staatstheater am Gärtnerplatz, nach einem Libretto von Peter Turrini.
Neben der Bühnenmusik widmet sich Johanna Doderer intensiv der Kammermusik, Orchestermusik und geistlichen Musik. Im Jahr 2024 wurde ihre Messe für Chor und Orchester von der Wiener Hofmusikkapelle uraufgeführt – als erste Messe einer Frau in den 500 Jahre alten Räumlichkeiten.
Für ihr künstlerisches Schaffen erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Ernst-Krenek-Preis, die höchste Kompositionsauszeichnung der Stadt Wien. Ihren Lebensmittelpunkt hat sie in der Abgeschiedenheit des Schmidatals, wo sie seit 2018 das Festival „hören:Sitzendorf“ (seit 2024 unter dem Namen „Das klingende Schloss“) leitet.
2025 ist Johanna Doderer als „Composer in Residence“ beim Romberg Festival zu Gast, worüber sie sich besonders freut.
Ihre Werke erscheinen im Musikverlag Doblinger Wien, der Universal Edition Wien und im Eigenverlag.